Warum du grüne Smoothies nicht mehr „trinken“ solltest?
Häufig sehe ich Menschen grüne Smoothies wie Wasser in einer Minute trinken. Doch warum sollte man das nicht machen und welche Probleme schafft das schnelle Trinken? Vergeudest du dadurch möglicherweise das Potential der grünen Smoothies?
Hier erfährst du eine mögliche Lösung auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen, die sogar die Sättigung steigert.
Der Zusammenhang von der Art des Genusses mit der Gesundheitswirkung
Neben der Frische der Zutaten ist der richtige Genuss von grünen Smoothies die wichtigste Maßnahme, um die volle Gesundheitswirkung zu erfahren und die Verträglichkeit zu erhöhen.
Wir verwenden viel Energie darauf, den richtigen Mixer und frische Zutaten zu besorgen, allerdings wird der Konsum und der Genuss häufig vernachlässigt. Das ist sehr schade, denn die Verdauung ist im Wesentlichen dafür verantwortlich, wie viel der Nährstoffe schlussendlich von Ihrem Körper aufgenommen werden.
Schlingen Sie unter Stress den grünen Smoothies hinunter, wandert ein Großteil der Nährstoffe einfach durch Ihren Körper, ohne in die Blutbahnen zu gelangen. Im schlimmsten Fall verursacht er möglicherweise sogar noch Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme.
Die Verdauung beginnt im Mund
Das Kauen sorgt für die mechanische Zerkleinerung der Nahrung, was beim Genuss des grünen Smoothies der Mixer bereits für uns erledigt hat. Allerdings regen die Kaubewegungen den Speichelfluss an. Der Speichel bereitet die trockene Nahrung auf den Transport durch die Speiseröhre vor und enthält auch das Enzym α-Amylase, welches bereits in Mund komplexe Kohlenhydrate (Stärke) in Einfachzucker zerlegt.
Für Früchte ist dieser Vorgang weniger wichtig, weil sie bereits Einfachzucker in Form Traubenzucker oder Fruchtzucker enthalten. Doch bei unreifen, grünen oder leicht gelblichen Bananen wurde die Stärke noch nicht vollständig in Einfachzucker umgewandelt. Auch bei anderen stärkehaltigen Lebensmitteln wie Reis, Kartoffeln, Getreide, Brot oder Hülsenfrüchten, die sie zu Mittag oder am Abend zu sich nehmen, spielt der Speichel eine fundamentale Rolle.
Durch das Kauen und Zerkleinern der Nahrung wird über die Rezeptoren auf der Zunge der Geschmack der Nahrung wahrgenommen, wodurch wiederum die Speichelbildung gesteigert und die Magensaftsekretion initiiert wird. Der Körper kann sich so auf die Verdauung des ankommenden Nahrungsbreis optimal einstellen.
Dazu gibt es ein passendes chinesisches Sprichwort: „Willst du Gesundheit, kaue 50 Mal, willst du Langlebigkeit, kaue 100 Mal und willst du Unsterblichkeit, dann kaue 150 Mal“. Anscheinend wussten die alten Chinesen schon sehr lange, wie der Körper funktioniert.
Der Speichel hat übrigens auch noch eine andere wichtige Aufgabe, nämlich die Reinigung der Zähne und die Neutralisierung der über die Nahrung zugeführten Säuren. Bei ausreichendem Speichelfluss werden die Zähne gereinigt und remineralisiert.
Warum wir grüne Smoothies nicht „trinken“ sollten
Viele sprechen davon, man solle den grünen Smoothie als vollwertige Mahlzeit ansehen, allerdings konsumieren wir ihn weiterhin ausschließlich aus dem Glas. Vielen fällt das schwer, und auch ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich ihn unbewusst runterschlürfe. Die Problematik dabei ist, dass wir darauf konditioniert sind, Flüssigkeiten aus dem Glas zu schnell in uns hineinzuschütten.
Der Blutzuckerspiegel steigt zu schnell an
Die Obst-Smoothies oder auch grünen Smoothies können aufgrund der flüssigen Konsistenz ruckzuck getrunken werden. Ca. 500 ml lassen sich binnen einer Minute verzehren. Das ist etwa 15 Mal so schnell, als wenn man die Früchte und das Pflanzengrün in unverarbeiteter Form Bissen für Bissen zu sich nimmt. Eine Studie meint dazu, dass verflüssigtes Essen unsere körpereigene Kapazität zur einer natürlichen Nahrungsaufnahme untergräbt. 1
Ebenfalls führt der schnelle Konsum zu einem starken Anstieg des Blutzuckerspiegels. Es gelangt zu viel Zucker in zu kurzer Zeit ins Blut, wodurch der Körper große Mengen an Insulin ausschüttet. Das wiederum führt zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels nach 60 – 90 Minuten. Er sinkt unter das Anfangslevel und die Folge ist: Man hat wieder Lust etwas Süßes oder sogar Heißhungerattacken. Dies ist vor allem bei Säften der Fall, wo es auch nicht hilft diese langsamer zu trinken. Denn dem Saft fehlen die festen Bestandteile, die die Aufnahme des Zuckers verlangsamen. Somit ist es kein Wunder, dass unser Körper damit überfordert ist und schnell Nachschub verlangt. Er hat noch nicht gelernt, mit den verarbeiteten Formen von Zucker umzugehen. Er rechnet mit einer langsameren Zuckeraufnahme und mit natürlichem Zucker in Kombination mit anderen Nährstoffen. Deswegen reagiert er „falsch“, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führt.
Beeren verbessern die Blutzuckerkurve
Die Lösung könnten Smoothies mit Beeren sein, wie eine Studie feststellt. Der starke Abfall des Blutzuckerspiegels tritt durch die Zugabe von Blaubeeren/Heidelbeeren nicht ein. Sollten Sie also häufiger nach dem Konsum von Smoothies von einem starken Hungergefühl geplagt werden, dann ergänzen Sie Ihr Rezept um Heidelbeeren.
Smoothies aus der Schüssel
Da viele eine Hauptmahlzeit oder das Frühstück durch einen grünen Smoothie ersetzen, sollten wir trotzdem die Wertigkeit einer Mahlzeit aufrechterhalten. Ich ermuntere Sie daher, den Großteil Ihrer Smoothie-Kreationen aus einer Schüssel mit dem Löffel zu essen. Der grüne Smoothie wird dadurch als richtige Mahlzeit wahrgenommen, einige Fruchtstücke sprechen das Auge an und verleiten zum Kauen. Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass immer mehr Rezepte zu „Green-Smoothie-Bowl’s“ im Internet auftauchen. Meinem Gefühl nach ist das der richtige Weg. Wir sollten weg von den Gläsern, hin zu den Schüsseln. Die Wissenschaft gibt uns dabei Recht.
Satter und glücklicher durch langsames Essen
Die Sättigung nimmt zu, je langsamer eine Mahlzeit verzehrt wird, umso mehr gekaut wird und je dickflüssiger die Konsistenz ist. Dabei isst man automatisch weniger – das kann interessant für Sie sein, wenn Sie ein paar Kilos verlieren wollen.
Auch der psychologische Effekt spielt eine maßgebliche Rolle. Je nachdem wie sättigend wir uns eine Mahlzeit vorstellen, so fühlen wir uns auch nach dem Essen, unabhängig vom Inhalt.
Eine Mahlzeit aus der Schüssel wird psychologisch gesehen wahrscheinlicher als stärker sättigend wahrgenommen als ein Getränk aus dem Glas.
Hinweis: Die Zugabe von 1 EL Leinsamen oder Chia-Samen kann den Sättigungseffekt weiter steigern2, den Cholesterin-Spiegel senken3 und die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen maximieren4! Probieren Sie es aus!
Fazit:
Trinken Sie Ihren grünen Smoothie nicht, sondern essen Sie ihn wann immer möglich mit einem Löffel aus der Schüssel, vor allem wenn Sie größere Mengen zu sich nehmen und eine Hauptmahlzeit wie das Frühstück damit ersetzen möchten. Geben Sie beim Mixen einfach weniger Wasser dazu, damit die Konsistenz dickflüssiger wird. Lassen Sie sich Zeit und kauen Sie gröbere Bestandteile gründlich. Dadurch hält die Sättigung länger an und der Blutzuckerspiegel steigt nur langsam und nicht rapide an. Als Belohnung bleiben die Heißhungerattacken aus. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die positiven Effekte.
Sollten sie dennoch einmal grüne Smoothies aus dem Glas konsumieren, so genießen Sie ihn ganz in Ruhe Schluck für Schluck.
Dieser Artikel war ein Auszug aus meinem neuen Buch
Dies ist ein Auszug aus meinem neuen Buch „Meine grünen Smoothies“, welches am Montag, dem 11. April offiziell erschienen ist.
Im Buch warten weitere interessante Infos auf dich, zum Beispiel die 40 besten und leckersten Zutaten, eine 6-Schritte-Anleitung, wie du den perfekten grünen Smoothie mixt, eine 30-Tage-Challenge mit 30 Rezepten und saisonalen Variationen, einige neue Erkenntnisse aus Studien und viele Praxistipps!
Literaturangaben:
- [1] C. de Graaf. Why liquid energy results in overconsumption. Proc Nutr Soc. 2011 May;70(2):162-70.
- [2] S. Ibrugger, M. Kristensen, M. S. Mikkelsen, A. Astrup. Flaxseed dietary fiber supplements for suppression of appetite and food intake. Appetite. 2012 Apr;58(2):490-5.
- [3] M. Kristensen, M. G. Jensen, J. Aarestrup, K. E. Petersen, L. Sondergaard, M. S. Mikkelsen, A Astrup. Flaxseed dietary fibers lower cholesterol and increase fecal fat excretion, but magnitude of effect depend on food type. Nutr Metab (Lond). 2012 Feb 3;9: 8.
- [4] S. R. Gotlz, T .N. Sapper, M. L. Failla, W. W. Campbell, M. G. Ferruzzi. Carotenoid bioavailability from raw vegetables and a moderate amount of oil in human subjects is greatest when the majority of daily vegetables are consumed at one meal. Nutr Res. 2013 May;33(5): 358-366.
Weiterführende Information
- Greger Dr., Michael: „Are Green Smoothies Good For You?“, unter: http://nutritionfacts.org/video/are-green-smoothies-good-for-you (abgerufen am 10. April 2016)